Georg Daniel Eduard
W E Y E R

[aus: DMV 6 (1898), Heft 1, S. 44f]

G. D. E. Weyer

Von
L[eo] Pochhammer in Kiel

Vater von
Franz Weyer (* um 1855)
Bruno Weyer (* 1857)

Großvater von
Siegfried Dunbar Weyer (1890–1927)

 

 

siehe auch:

G. D. E. Weyer.
Von L. Pochhammer in Kiel.

Am 22. December 1896 starb nach einem langen arbeitsreichen Leben der Professor der Mathematik und Astronomie an der Universität Kiel, Geheime Regierungsrat Dr. Georg Daniel Eduard Weyer.

Geboren am 26. Mai 1818 in Hamburg, wo sein Vater [Georg Paul Weyer] Schiffskapitän war, machte er die Schuljahre teils in Hambm·g, teils in Mecklenburg durch. Unmittelbar nach seinem Abgang vom Hamburger Gymnasium fand er Beschäftigung auf der dortigen Sternwarte, die von dem älteren Professor Rümker geleitet wurde. Sein Universitätsstudium absolvirte er in Berlin; er hörte mathematische und astronomische Vorlesungen und schloss sich besonders an Encke an. Er erhielt sodann eine Stelle als Assistent an der Hamburger Sternwarte und wurde zugleich Lehrer an der Navigationsschule in Hamburg. Als jedoch infolge der Schleswig-Holstein'schen Erhebung eine Seekadettenschule in Kiel gegründet wurde, folgte Weyer einem Rufe nach Kiel als Lehrer dieser Anstalt. Die Schule bestand nur kurze Zeit, da die Dänen nach Holstein zurückkehrten.

Weyer hatte inzwischen Beziehungen zur Kieler Universität angeknüpft. Am 4. Februar 1852 promovirte er mit einer Abhandlung Über die Differentialformeln für Kometenbahnen von großer Excentricität, mit Berücksichtigung der planetarischen Störungen. Die Doctordissertation diente zugleich als Habilitationsschrift. Als im Laufe des Jahres 1852 H. F. Scherck, der Kieler Ordinarius für Mathematik und Astronomie, der in den damaligen erregten Zeiten politisch stärker hervorgetreten war, von der dänischen Regierung abgesetzt wurde, musste Weyer die Vorlesungen desselben übernehmen. Bald darauf schlug die Kieler philosophische Facultät ihn zur Professur vor. Im Jahre 1853 wurde Weyer zum aufserordentlichen, im Jahre 1859 zum ordentlichen Professor ernannt. Als das neue deutsche Reich im Jahre 1872 die Marine-Akademie in Kiel gründete, übernahm Weyer die Vorlesungen über nautische Astronomie an diesem Institute.

Er war als Lehrer überaus pflichttreu; noch am Tage vor seinem Tode hielt der 78-jährige Gelehrte seine Vorlesung an der Universität.

Weyer's hauptsächliches Arbeitsgebiet war die nautische Astronomie. Er veröffentlichte 1871 ein Lehrbuch der nautischen Astronomie, außerdem eine Reihe von Abhandlungen aus diesem Gebiet, von denen die meisten in den Annalen der Hydrographie erschienen sind. Besonders zu nennen sind Arbeiten über die Längenbestimmung duxch Monddistanzen, über Ortsbestimmungen durch zwei oder mehr beobachtete Höhen, über die Pothenot'sche Aufgabe, sowie über Seekarten; auch gab er 1890 eine Azimut-Tafel heraus. Er hat ferner im 117. Bande der Astronomischen Nachrichten eine Abhandlung über die Interpolation bei periodischen Functionen veröffentlicht, in der die modificirte Methode an einer Reihe von Beispielen durchgeführt wird. Im 126. Bande derselben Zeitschrift publicirte er eine Arbeit über die Bahnen der Planetenmonde, woselbst ein von der Sonne ausgehendes Coordinatensystem zu Grunde gelegt und die Frage, ob die genannten Bahnen Inflexions­ oder Doppelpunkte haben, näher erörtert wird. Von den Gebieten der reinen Mathematik hat die Geometrie die meiste Anziehungskraft auf Weyer ausgeübt. Er veröffentlichte im Jahre 1891 ein Lehrbuch Einführung in die neuere construirende Geometrie (Leipzig, Teubner), im Jahre 1894 eine Monographie über die parabolische Spirale. Eine weitere Reihe von Abhandlungen bezieht sich auf die magnetische Declination mit besonderer Rücksicht auf die Deviation der Schiffscompasse, wobei er die Rechnung duroh die Beobachtungen zu controlliren sucht und auch auf die säcularen Änderungen eingeht. Im Jahre 1895 veröffentlichte er in den Schriften der Leopoldinischen Akademie eine Abhandlung über die magnetische Declination und ihre säculare Veränderung für 48 Beobachtungsörter. So ist es ihm vergönnt gewesen, bis in sein hohes Alter forschend und lehrend zu wirken. Ehre seinem Andenken!

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